Wiederaufbau nach Feuerbrunst
Nach dem Brand der romanischen Kirche im Jahr 1262 und dem Einsturz einiger danach wiederhergestellter Bauteile ging man daran, auf den noch vorhandenen Steinmauern ein neues Gotteshaus zu erbauen. Die Weihe der nunmehr gotischen Kirche erfolgte 1421.
Symbolik und Architektur
Mit seiner Ausrichtung nach Osten gibt der Kirchenraum den Weg des gläubigen Menschen vor: „Christus, dem Auferstandenen entgegen“ - dies symbolisiert die im Osten aufgehende Sonne. Durch zwei Pfeilerreihen wird die Kirche in drei gleich hohe Schiffe geteilt, dadurch entsteht eine Hallenkirche mit zwölf Jochen, die im Inneren 20 Meter breit und 16 Meter hoch ist. Die Kirche hat eine Gesamtlänge von 78 Metern.
Ein „Kirchenrundgang“
Das Portal der Kirche ist von der Renaissance geprägt (Planung: Stiftsbaumeister Domenico Scassia). Links und rechts dieses Portales stehen die lebensgroßen Statuen der Heiligen Martin (mit der Gans zu seinen Füßen) und Nikolaus (mit Buch und drei Äpfeln).
Ein imposantes Kruzifix aus dem 14. Jahrhundert, das einst mit großer Wahrscheinlichkeit den Lettner der gotischen Kirchen schmückte, findet sich in der Vorhalle. Gegenüber steht eine Madonnenstatue, die im Jahr 1642 von Michael Hönel geschaffen wurde. Maria als apokalyptische Frau „mit der Sonne bekleidet, den Mond unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt.“ (Offb 12, 1). In den Ecken sind bis heute Säulen der romanischen Vorgängerkirche erkennbar. Die zweite Tür, vom Heiligen Lambert bekrönt, wurde 1645 anstelle eines großen romanischen Trichterportals eingebaut.
Wer in den Kirchenraum eintritt, befindet sich unter der im 17. Jahrhundert eingebauten Westempore, auf deren Gewölbe die Jakobsleiter, das Wappen des Abtes Benedikt Pierin und die Opferung Isaaks gemalt sind, jeweils umgeben von Allegorien der Tugenden.
Die Kanzel in der Mitte der Kirche ist ein Meisterstück des Hochbarock aus der Mitte 18. Jahrhunderts. Dramatisch wird der Triumph des Heiligen Benedikt dargestellt. Mit seinem Regelbuch in der Hand sitzt er auf einem Wagen, der von vier Tieren gezogen wird, geleitet von vier Menschen, die vier Erdteile symbolisierend. Die Figuren am Korb der Kanzel stellen Glaube, Liebe und Hoffnung dar. Über der Tür des Aufgangs steht der Heilige Paulus.
Blickt man in der Mitte der Kirche nach oben, ist im Gewölbe ein Triumphbogen dargestellt. Hier begann früher der Lettner, eine durch alle drei Schiffe sich erstreckende Empore, die den Chorraum der Mönche vom Langhaus der Gläubigen trennte.
Auf zwei Seitenaltären an der nördlichen Kirchenwand, die in den Jahren 1642 und 1643 geschaffen wurden, sehen Sie im unteren Bereich zwei verschiedene Phasen des barocken Neubaus des Klosters.
Das Fresko an der Nordwand, entstanden in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts, zeigt den Thron Salomons: Im unteren Geschoß wird der im alten Testament als Inbegriff der Weisheit bezeichnete König dargestellt, darüber die Gottesmutter Maria mit dem Jesuskind, ganz oben Jesus Christus, das „Mensch gewordene Wort (logos) Gottes “.
Die Mariazellerkapelle von 1726 zeigt eine freie Nachbildung des Mariazeller Gnadenaltares und erinnert an die Gründung des Gnadenortes vor rund 850 Jahren vom Kloster St. Lambrecht aus. Bis heute wird Mariazell von St. Lambrechter Benediktinern betreut.
Der linke Seitenaltar im Presbyterium, dem Heiligen Benedikt geweiht, wurde 1638 vom Neumarkter Bildschnitzer und Tischler Christoph Paumgartner angefertigt. Auf dem ganzen Altar sind verschiedene Benediktinerheilige versammelt.
Der Hochaltar aus Stuckmarmor wurde 1632 fertiggestellt. Er zeigt als Altarbild „Mariä Himmelfahrt“, eine Kopie nach Rubens, flankiert von den Heiligen Benedikt und Scholastika. Neben dem mittleren Bild „Mariä Krönung“ stehen die Heiligen Johannes der Täufer und Kaiser Heinrich, die Namenspatron von Abt Johann Heinrich Stattfeld, der diesen Altar bei Valentin Khautt 1627 in Auftrag gegeben hat. Das oberste Bild zeigt den Kirchen-, Kloster- und Gemeindepatron, den Heiligen Lambert, begleitet von den Apostelfürsten Petrus und Paulus. Bekrönt wird der Altar von einer Figurengruppe rund um den Erzengel Michael, der Luzifer in die Tiefe stürzt.
Während der Restaurierung der Stiftskirche von 1974 bis 1976 entstand im Zuge der liturgischen Erneuerung der steinerne Volksaltar und der Ambo, geschaffen von Johann Schweighofer.
Der rechte Seitenaltar im Presbyterium ist dem heiligen Emeram geweiht und versammelt weitere Heilige Männer und Frauen, die um ihres Glaubens willen als Märtyrer gestorben sind.
Über der Sakristeitür befindet sich das Fastentuch aus der Pfarrkirche in Veitsch, das etwa 1470 gewebt wurde. Veitsch war dem Stift St. Lambrecht inkorporiert.
Drei Oratorien, balkonartige „Gebetsräume“, an der Südwand der Kirche sind von der Klausur im 1. Stock des Klostergebäudes aus zugänglich. Sie dienten den Mönchen als Möglichkeit, direkt aus ihren Zellen in die Kirche zu gelangen.
Das Taufbecken aus Marmor stammt aus dem 16. Jahrhundert und hat eine neugotische Bekrönung.
Im Jahr 1974 wurde ein romanisches Portal in den Kreuzgang wieder entdeckt. Innen schlicht gestaltet hat es außen reich verzierte Kapitelle und im Tympanon eine Darstellung des Gotteslammes Jesus Christus.
Die 2003 fertig gestellte Orgel umfasst 40 klingende Register, verteilt auf drei Manuale und Pedal, mit rund 2.800 Pfeifen. Sie ist ein Werk der luxemburgischen Orgelbauwerkstatt Georges Westenfelder.
In einer spitzbogigen Nische ist die Holzstatue des Heiligen Lambert zu entdecken. In der Hand hält er neben dem Bischofsstab eine Lanze.
An der Südwand sehen Sie ein Fresko aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, das den Heiligen Christophorus darstellt.
Links neben dem Beichtstuhl ist auf einem Fresko aus dem ausgehenden 14. Jahrhundert die Heilige Agnes zu erkennen.